Der Förderantrag für den Bau eines neuen Rathauses auf dem Ziegeleigelände in Jemgum wurde abgelehnt (18. März 2021). Der Bund verteilt 75 Millionen Euro Fördergeld – aber Jemgum geht leer aus. Das war vorhersehbar, denn der Antrag der Gemeinde – ausgearbeitet vom Bürgermeister und beschlossen von der SPD/FDP-Mehrheitsgruppe – war völlig überdimensioniert. Hier wurde eine große Chance vertan, mit einem realistischen Antrag Fördergelder für die Umgestaltung des Ziegeleigeländes in Jemgum einzuwerben.
Jemgum 21 hatte einen Gegenvorschlag gemacht, der auf Mehrgenerationen-Wohnen und Dorfentwicklung abzielte. Doch die Mehrheit im Rat war nicht einmal bereit, dafür einen Vorschlag vom Planungsbüro ausarbeiten zu lassen. Ein großer Fehler, wie sich jetzt herausstellt.

Hintergrund:
Bürgermeister Hans-Peter Heikens und die SPD/FDP-Mehrheitsgruppe im Gemeinderat wollten auf dem alten Ziegeleigelände in Jemgum ein neues Rathaus bauen. Der Rathaus-Bau sollte „Dreh- und Angelpunkt“ (Heikens) eines „städtebaulichen Projekts“ werden. Als Vorbild für seine Pläne nannte Bürgermeiser Heikens das Freiburger Rathaus (siehe RZ-Artikel links). Für dieses „Mammutprojekt“ (OZ) sollten Fördergelder eingeworben werden. Dabei wäre allerdings ein Eigenanteil in Höhe von vermutlich ein bis zwei Millionen Euro nötig gewesen. Vorgestellt wurde das Vorhaben in zwei Sitzungen des Ausschusses für Raumplanung am 14. September (nicht-öffentlich) und 15. September 2020 (öffentlich). Unser Gegenvorschlag wurde dabei abgelehnt.
Die Fraktion Jemgum 21 begrüßt ausdrücklich, dass für das alte Ziegeleigelände eine Entwicklungsmöglichkeit gesucht wird. Hier allerdings nun ein Rathaus planen zu wollen, halten wir für falsch. Unsere Vorstellung ist es, auf diesem Gelände mitten im Dorf ein Modellprojekt für soziales Mehrgenerationen-Wohnen zu entwickeln.
Unsere Argumente gegen einen Rathausbau auf dem Ziegeleigelände:
1) Das ehemalige Ziegeleigelände sowie sein Umfeld stellen eine attraktive Lage im Dorfkern dar. Dieses „Filetstück“ sollte

nicht durch den Bau eines Verwaltungsgebäudes „verschwendet“ werden. Es sollte vor allem Möglichkeiten für seniorengerechtes und soziales Wohnen für Einwohner der Gemeinde schaffen.
2) Der Neubau eines Rathauses hat keine Priorität in der Dorfentwicklung Jemgums.
3) Für die Beantragung von Fördergeldern zur Dorfentwickung ist ein Rathaus sehr ungünstig, da die Förderung von Rathäusern nicht zu den Kriterien solcher Förderprogramme passt. Ein Antrag mit unserer Projektidee hätte wesentlich bessere Chancen. Die Kriterien passen besser. Und die beantragte Summe wäre viel niedriger. Sie würde vor allem auf den Grundstückserwerb und die Schaffung der Infrastruktur abzielen. Das heißt: Mit dem „Rathaus-Antrag“ verpassen wir die Chance, Gelder für den Ankauf des Ziegeleigeländes einzuwerben.
4) Das Vorhaben hätte einen hohen Eigenanteil bedeutet und damit einen weiteren Anstieg der Verschuldung für Zwecke, die kein Geld bringen. Unser Vorschlag setzt auf Wohnbebauung, durch die eine Refinanzierung ermöglicht wird.
5) Der jetzige Standort des Rathauses sollte nicht aufgegeben werden. Das Rathaus ist der Sitz der Verwaltung für die ganze Gemeinde, nicht nur für den Ort Jemgum. Nicht nur in puncto Erreichbarkeit ist der Standort an der Hauptstraße besser. Der aktuelle Standort spiegelt auch symbolisch die Zuständigkeit für die gesamte Gemeinde.