Abwassergebühren steigen um 27 Prozent – Kritik von Jemgum 21

(21.12.2020) Schlechte Nachrichten vor Weihnachten: Die Gebühren für Abwasser werden in der Gemeinde Jemgum von bislang 3,85 EUR pro Kubikmeter auf 4,88 EUR angehoben. Dies entspricht einer Preissteigerung von 27 Prozent. Die Abwassergebühren der Kommune, die seit Jahren steigen, liegen damit weit an der Spitze im Landkreis Leer. Der für die Gebührenerhöhung nötige Ratsbeschluss wurde an diesem Wochenende per „Umlaufverfahren“ gefasst. Die Corona-Regeln erlauben solche Beschlüsse per Email und ohne öffentliche Sitzung.

Die Gebührenerhöhung spiegelt die verfehlte Abwasserpolitik der SPD der vergangenen Jahrzehnte. Diese begann mit der Fehlentscheidung in den 1990er Jahren, das alte Klärwerk nicht durch einen Neubau zu ersetzen, sondern die Abwasser nach Leer zu pumpen. Spätestens als vor knapp zehn Jahren der befristete Geldsegen aus den Kavernen einsetzte, hätte der alte Fehler korrigiert und ein Klärwerk gebaut werden müssen. Diese Forderung gab es seinerzeit auch im Gemeinderat. Sie wurde aber von der SPD-Fraktion abgelehnt. Jetzt müssen die Bürger den Preis dafür zahlen. Besonders Familien mit mehreren Kindern und alte Menschen mit kleiner Rente sind besonders von der Erhöhung betroffen.

Die Begründung, die Erhöhung sei notwendig, um die Subventionierung aus dem Gemeindehaushalt zu beenden und den Haushalt zu entlasten, lassenw wir nicht gelten. Bevor man den Bürgern noch mehr Geld aus der Tasche zieht, muss erst ein Konzept für eine langfristige Lösung der Abwasserproblematik auf den Tisch. Der Bürgermeister hat seit langem den Auftrag dazu, bisher ohne Ergebnis. Außerdem müsste erst an allen Ecken gespart werden, bevor die Bürger zur Kasse gebeten werden. Unsere Meinung: Einerseits Gebühren erhöhen, andererseits Millionen für eine überdimensionierte Krippe und ein neues Rathaus einplanen, das passt einfach nicht zusammen!

Hintergrundinformationen zum Thema Abwasserpolitik: www.jemgum21.de/abwasser

 

Zweifelhaftes Verfahren

Die Fraktion Jemgum 21 im Gemeinderat kritisiert auch das Verfahren der Preiserhöhung. Eine 27prozentige Preiserhöhung bedarf der Begründung. Solche Entscheidungen dürfen nicht hinter verschlossenen Türen gefasst werden. Bürgermeister und SPD/FDP-Mehrheit trauen sich damit aber wohl nicht in die Öffentlichkeit. Für ein Umlaufverfahren gibt es keinen Grund. Die Änderung der Gebührensatzung, die ab Januar 2022 in Kraft treten soll, hätte auch im Januar oder Februar in einer regulären Ratssitzung öffentlich diskutiert und gefasst werden können. Dieser für die SPD/FDP vor der Kommunalwahl unangenehme Beschluss sollte wohl unauffällig im Weihnachtstrubel versteckt werden.